August 2019
Geschichte des Neuengrodendeichs – Ein Beitrag von Bernd Coldewey
Der Bau des Neuengrodendeichs steht in Zusammenhang mit der Eindeichung der Maadebucht. Lange bevor der Jadebusen durch zahlreiche Sturmfluten seine charakteristische Form erhielt, war die Maadebucht eine durch abfließendes Schmelzwasser der letzten Eiszeit gebildete Rinne, die sich etwa von Friedeburg und Reepsholt bis zum heutigen Rüstersiel erstreckte.
Der mit dem Meeresspiegelanstieg (durch das abschmelzende Eis) verbundene Anstieg des Grundwassers führte zu einer Versumpfung der Maadebucht ( Maade, abgeleitet von „Mada“= Wiese/sumpfiges Moorland.) Zwischen 2000 und 500 v. Chr. verlandeten dementsprechend große Teile der Maadebucht. Es bildeten sich Schilfsümpfe und Hochlandmoore.
Um 1150 begann die Bedeichung der Maadebucht. Im Norden war dieses die Deichlinie von Alt-Voslapp über Altona, Sengwarder Altendeich, Langewerth, Roffhausen nach Gödens, im Süden von der Gemarkung Heppens über Tonndeich, Kopperhörn, Ebkeriege, Sande bis Neustadtgödens.
1520 wurde die Maadebucht durch den Neuengrodendeich zwischen der Heppenser Reihe (heute Langeoogstraße) und dem Gebiet des heutigen Rüstersiels geschlossen. Unmittelbar neben der heutigen Gaststätte „Kreuzelwerk“ wurde der erste Kniphauser Siel zur Entwässerung des eingedeichten Gebietes gebaut. Es folgten in den nächsten Jahrhunderten mehrere weitere Sielbauten, die diese Entwässerungsfunktion innerhalb der Deichlinie übernehmen mussten. Im Zusammen-hang mit den Sielbauten entwickelten sich zudem die sog. Sielhäfen (Kniphausersiel bzw. Rüstersiel), die dementsprechende Sielorte entstehen ließen.
Der 1520 gebaute Deich gab in etwa den Verlauf der heutigen Freiligrathstraße vor. Früher trug diese Straße den Namen „Neuer Groden Weg“. Das Gebiet westlich dieser Linie bildete den Neuen Groden, der sich südlich an den Altengroden anschließt.
Westlich der Freiligrathstraße befanden sich früher einige Bauernhöfe, die die ältesten Siedlungen Neuengrodens waren, und zwar gegenüber der Einmündung des Altengrodener Weges, des Kleyhauer Weges, an der Einmündung der Raabestraße (jetzt Spielplatz), an der Einmündung Neuengrodener Weg (gegenüber der Jet-Tankstelle, an der Ecke Gökerstraße/Friedenstraße, am Mühlenweg/Ölhafendamm.
Der Ausbau der heutigen Freiligrathstraße stand im Zusammenhang mit der Verbindung der Forts in Heppens (Heppenser Batterie) und Rüstersiel, die zusammen mit den Forts in Mariensiel, Schaar, Altona, den Festungsgürtel um das Festungsgebiet Wilhelmshaven bildeten. Die Straße, die von der jetzigen Langeoogstraße durch Neuengroden bis Rüstersiel führte, trug deshalb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs den Namen „Fortifikationsstraße“.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die heutige Straßenverbindung in den Ortsteil Fedderwarder Groden gebaut.
Der Bau des heutigen Neuengrodendeichs kann offenkundig nicht exakt datiert werden. In der Literatur finden sich Angaben, die auf die Zeit um 1600 verweisen.
Alle Repros aus: Karl-Ernst Behre, Die Geschichte der Landschaft um den Jadebusen, Wilhelmshaven 2012
- Sämtliche Angaben sind zusammengetragen aus verschiedenen Stichworten des dreibändigen Wilhelmshavener Heimatlexikons.
- Die Karten- Repros sind entnommen aus: Karl-Ernst Behre, Die Geschichte der Landschaft um den Jadebusen, Wilhelmshaven 2012
Bernd Coldewey